Zickende Urlauber und ein strippender Pfarrer

Brettener Bütt mit grandiosen Eigengewächsen

Das große Finale der 42. Brettener Bütt„Schee war’s“– das ist der Tenor am Samstag kurz vor Mitternacht in und vor der Stadtparkhalle. Zuvor zünden die Akteure der 42. Brettener Bütt knapp fünf Stunden lang ein  humoristisches Feuerwerk, das an Abwechslung und Lokalkolorit keinen Vergleich mit den Sitzungen rheinischer Karnevalsvereine zu scheuen braucht.

 

Perfekt intoniert die Stadtkapelle unter Andreas Frank den „Narrhallamarsch“, perfekt schwingen die blauweiß kostümierten Gardemädchen (die später in Lederhosen einen Schuhplattler aufs Parkett legen), die Funkenmariechen, diesmal aber auch die Herren des Elferratsballetts die Beine – und vor allem die musikalischen Beiträge sind die wahren Höhepunkte der Bütt 2014.

 

Die zwei Lausemädchen Antonia Giesche und Sarah KnötigDen schwierigsten Part haben die jüngsten Akteure – die „Lausemädle“, doch Sarah Knötig und Antonia Giesche meistern die Aufgabe des närrischen „Einheizers“. Philipp Melanchthon (Peter Gomes) steigt von seinem Sockel – und nimmt unter anderem Bischof Tebartz- van Elst („der Prassprediger“), den ADAC („Das sind keine Gelben Engel, sondern schwarze Pannenbengel“) oder Alice Schwarzer („Die wollte bei der Steuersünde bloß die Frauenquote erhöhen“) aufs Korn.

 

Die Klofrauen Frieda und Bawett (Sabine Müller und Anette Giesche) schildern, welche Erlebnisse sie schon mit pinkelnden Männern hatten und machen sich über die  Toilettenanlage lustig, die es an der Sporgasse geben soll, wo nach 15 Minuten automatisch die Tür aufgeht und nachkassiert wird.

 

Als Urlaubspaar, das unterschiedliche Ziele hat, reißen Dieter Petri und Daniela Mößner die närrischen Besucher von den Stühlen. Er, der „Flachlandtiroler“, will in die Berge, sie, das „Ungeheuer von Loch Ness“, will ans Meer.

 

Der Ortsbüttel alias Günther Wolf„Beeekanntmachung“: Ortsbüttel Günther Wolf verkündet trocken, was er im letzten Jahr in Bretten erlebt hat – vom Skelett, das Werbung für Eis macht, bis hin zur abgelehnten Ausstellung einer Brettener Fotografin mit einem barbusigen Modell. Blanke Busen dürfe man nicht zeigen, aber es gebe ein Kunstwerk in der Friedrichstraße. Merke: „Nur bei Skulpturen auf den Gassen, kann man die Hosen runterlassen“.

 

Sein komödiantisches Talent stellt einmal mehr Sitzungspräsident Bernd Neuschl als bayerischer „Herbfried Nudelhuber“ unter Beweis – und auch der katholische Stadtpfarrer Harald Maiba, der zu Joe Cockers „You can leave your hat on“ sogar einen kleinen Strip hinlegt, ist ein Beweis dafür, dass man sich in Bretten keine Gedanken über närrische Akteure zu machen braucht.

 

Als echter Überraschungsgast tritt Hansi Klees auf die Bühne („Ich bin eigentlich nicht da“), der sich „auch nur kurz Gedanken“ zur Ehe macht: „Frauen können einen Orgasmus vortäuschen, Männer eine ganze Beziehung“.

 

Die beiden SeeräuberAbsolute Höhepunkte sind die „Seeräuber“ Adalbert Bangha und Walter Braunecker mit ihrem „Toilettenblues“ und dem Lied von der „Leila aus Ruit“, mit rotem Haar und schrillem Outfit.

 

Und die Hofsänger – zum Beispiel als Gruppe von drängelnden Autofahrern, die in der „Radarfalle“ landen. Fazit aus Hunderten von Kehlen: „In Bredde, do ischs schee.“ In der Bütt war’s schee.

 

Mit freundlicher Genehmigung der BNN
Thilo Kampf
Bilder: Verein

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