Ansgar Sailer setzt auf Originalliteratur

Vielversprechendes erstes Jahreskonzert der Stadtkapelle Bretten unter neuem Dirigenten

Die Stadtkapelle Bretten beim Jahreskonzert auf der BühneNatur pur – gewaltige Gebirge, plätschernde Gewässer, weitreichende Landschaften. Pittoreske Gegenden entstehen in der Vorstellung – allein durch den Klang.

Sinfonische Dichtungen, „klingende Postkarten“, wie Moderator Bernd Neuschl sie nennt, ziehen sich wie ein roter Faden durch das diesjährige Programm des Jahreskonzerts der Stadtkapelle Bretten. Dabei hat sich mit dem neuen Dirigenten Ansgar Sailer auch etwas verändert: Originalliteratur für sinfonisches Blasorchester anstelle von arrangierten, klassischen Werken. Die Register wurden neu angeordnet, die Musiker gefordert. Mit Erfolg. Starken und lang anhaltenden Beifall erhält die Blaskapelle sogar noch nach der zweiten Zugabe ihres Konzertes am Vierten Advent im Bernhadushaus.

Eine große Leistung der Musiker und nicht zuletzt auch des Dirigenten. Sailer führt das Orchester leidenschaftlich - mit großen Bewegungen. Holt tief aus, setzt gezielt Akzente.

 

Musikalisch beginnt die Reise in den Appalachen mit der „Appalachian Ouverture“ von James Barnes, landet dann aber mit dem zweiten Stück in Heimatnähe. In „Silva Nigra“ vertonte Markus Götz verschiedene Szenen des Schwarzwaldes. Um diese klanglich authentisch darzustellen, treffen die unterschiedlichsten Instrumente aufeinander: Die Triangel gepaart mit der Trompete, die Tuba im Zusammenklang mit Klanghölzern. Das Xylofon verstärkt die Melodie, die Musiker singen sphärisch die Worte „Silva Nigra“, bis das Orchester wieder eindrucksvoll zusammenführt wird.

Die Jugendkapelle beim Jahreskonzert 2011 auf der Bühne des BernhardushausesDrachen gibt es im Schwarzwald wohl nicht – dafür aber auf dem Pilatus. Zumindest einer Sage nach. Diese handelt von tapferen Männern, die einen Drachen töten wollen und schon zu Beginn des eindrucksvollen Werks spürt man fast den Wind um die Nase wehen, als die Blechbläser tonlos in ihre Instrumente blasen. Zarte Melodien, das Altsaxofon und die Querflöte imitieren sich, verschmelzen nahezu bis alles in gewaltigem Tutti endet.

Leichtigkeit war beim Programm aber auch geboten: Mit einem Medley von „Earth, Wind & Fire“ und einem „Eighties Flashback“ summte sicher so mancher Konzertbesucher die berühmten Melodien von „September“, „Time after Time“ oder „Thriller“ mit.

Endstation der musikalischen Reise war die Karibik. Eine große Leistung der Schlagzeuger. Jackett aus, Hawaiikette an, in einer Hand die Maracas, gleichzeitig die Akzente auf der Conga mitspielen und noch den Rhythmus mit der Pfeife doppeln. Die drei Perkussionisten wechselten bei Jacob de Haans „Caribbean Variation“ im Sekundentakt die Instrumente und boten somit dem Orchester die typisch treibende Rhythmusgrundlage.

Ein Dankeschön an Moderator Bernd Neuschl und die beiden DirigentenAuch die Jugendkapelle unter der Leitung von Andreas Frank zeigte sich von ihrer starken Seite und trat unter anderem mit dem „Glacier Express“ von Larry Neeck in die Fußstapfen der Stadtkapelle. Allein durch die Schlagzeuger fühlte man sich wie im Zug durch die verschneite Schweiz. Mit Chimes, Glocken, Schellenkranz und Triangel gepaart mit mehreren Solisten und wohlklingenden Melodien bewies der Nachwuchs sein Können.

Einen Marsch gab in diesem Jahr nicht als Zugabe. Dafür einen jüdischen Ragtime mit Soloparts in allen Registern und, traditionsgemäß, ein sehr festlich arrangiertes „Tochter Zion“.

 

Text: Mit freundlicher Genehmigung der BNN

Bilder: A. Frank

#right