Narren haben allesamt den Baby-Blues

Geburtshilfe ist das prägende Thema der Brettener Bütt / Gefeierte Premiere für Pfarrer Maiba

Bretten. Wenn Zorro neben der Freiheitsstatue sitzt und Cowboys mit Indianern schunkeln, wenn Sträflinge mit Polizisten lachen und eine Erdbeere mit einem Kätzchen Händchen hält, dann ist der Ausnahmezustand ausgerufen, dann ist „Breddema Bütt.“
Auf der kunterbunt geschmückten Bühne sitzt der Elferrat, vor ihnen schmeißen die Gardemädchen ihre Beine gleichzeitig im Takt in die Luft, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Elferratspräsident Bernd Neuschl tut sich mit dem Küsschen-Geben zur Belohnung allerdings schwer: „seit Brüderle sind wir da vorsichtig“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Die FDP ist an diesem Abend ein gefundenes Fressen: „Sie wissen ja was FDP heißt“, fragt Neuschl rhetorisch „fast drei Prozent.“

Mit der Bundespolitik haben die Lausemädchen Sara Knötig und Antonia Giesche wenig am Hut. Ziemlich lässig, in viel zu großen Hosen versuchen sie, den älteren Herrschaften im Saal ihre Jugendsprache näher zu bringen.
Mit „Ich heb koin Bock uff x-man“, ist bei ihnen der Mathelehrer gemeint und „die Büffelbude ist bei uns die Schule, das merke dir, und nicht das Polizeirevier.“ Bernd Neuschl ist seinen Doktorinnen für die Erklärungen dankbar, über den Doktortitel der Mädchen solle sich aber keiner wundern: „Sie haben ihre Rede nämlich selbst geschrieben“, stellt Neuschl fest.
Philipp Melanchthon steigt lebendig von seinem steinernen Sockel herab. Der berühmteste Sohn der Stadt spricht ein paar ernste Worte zum Brettener Geschehen: „Zur Entbindung dürfen junge Mütter jetzt immerhin wählen, ob sie sich nach Bruchsal oder Pforzheim quälen.“ Bei all dem Gemecker über den Weihnachtsmarkt, die Eislaufbahn oder das Riesenrad fragt er: „Meine lieben Brettener, in euer Ehren, könnt ihr auch was anderes als euch zu beschweren?“
Nichts zu beschweren haben die Bütt-Besucher beim Auftritt des katholischen Pfarrers Harald Maiba. Was in einem Pfarrer so alles drin stecken kann, zeigt er, als er inbrünstig das Badnerlied anstimmt, die Hand im Boxhandschuh in die Luft gereckt und die badische Flagge um die Schultern geknotet.
Frida und Bawett (Sabine Müller und Anette Giesche) stellen erst einmal den Wäscheständer auf die Bühne, nicht um die schmutzige Wäsche zu waschen, sondern um diese aufzuhängen und über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens zu sinnieren. Frida zieht einen klitzekleinen String aus dem Wäschekorb, den könne man ganz gut zum Speichen putzen verwenden. Bawett hält derweil eine große, weiße Unterhose hoch, züchtig mit langen Beinen und viel Stoff: „Früher musste ma d Hos’ runnerziehe um an d Pobbes zu komme, heut muss ma d Arschbacke ausenanner ziehe, um überhaupt mol a Hos zu finne“, stellt sie fest.
Über die wirklich wichtigen Dinge macht sich auch Hansi Klees alias Dummschwätzer Hansi Luft und scheint, alle Antworten auf die Fragen des Lebens gefunden zu haben. Frauen und Männer streiten sich so oft, weil sie „so viele unterschiedliche Gemeinsamkeiten haben – vom Ding her“, außerdem seien es die Hormone die Männer zu Vollidioten machen und eigentlich sind die ja gar nicht so schlimm wie Frauen immer denken. „Wir sind hygienisch, wir duschen beim Pinkeln.“ Doch dann, gerade in Rage geredet, stockt Hansi plötzlich: „Jetzt bin ich doch fällig“, sagt er etwas verlegen und zieht die Rede aus seiner hinteren Hosentasche. Das stört die Narren sichtlich wenig, für Hansis Auftritt gibt es sogar Standing Ovations.
Die Schließung der Geburtshilfe ist eines der vorherrschenden Themen. Auch die Breddema Hofsänger nehmen sie noch einmal auf und dichten den Abba- Hit money, money, money um: „Mammi, Mammi, Mammi, komm wir fahre schnell nach Bruchsal nei, ich möchte koin Säckl sei“, singen die Babys aus den Bäuchen der Mütter.
Nach der Pause heizen die Frauen von der Showtanzgruppe ein, am Anfang noch hochgeschlossen im Mantel, lassen sie zum Klassiker „You can leave your hat on“ die Hüllen fallen und zeigen sich sexy in Glitzer-Hotpants und Krawatte.
Ortsbüttel Günter Wolf nahm bei seinen „Beeeeeekanntmachungen“ so manche Geschehnisse des vergangenen Jahres auf die Schippe. Es sei eine gute Idee gewesen, den Weihnachtsmarkt märchenhaft zu gestalten, die Frage sei nur „wie es manche Figuren durch die Gesichtskontrolle geschafft haben.“
Die Seeräuber besangen noch einmal, dass es kein Kindergeschrei mehr in der Rechbergklinik geben wird, in der „Stadt of silence.“ Den Abschluss machten Amalie Schlappergosch, mittlerweile eine Institution der Bütt, und das Elferratsballett, das elegant in mexikanisches Ponchos über die Bühne fegt. Auf diesen Abend gibt es natürlich ein Dreifaches „Bredde wau wau.“

 

Mit freundlicher Genehmigung der BNN

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