Rollator-Stellplätze und ein See bei Laurentius

„Brettener Bütt“ begeistert mit neuer Jubiläums-Mix-Garde, flotten Tänzen und derben Sprüchen

Die Funkenmariechen Elisa Schnorr (rechts) und Angelina Cosi Montes bei ihrem absolut professionellen Auftritt.Luftballons und Girlanden hängen überall, die Bühne ist farbenfroh geschmückt. An den Tischen tummeln sich Piraten, Clowns und Vampire – nur ein paar Vereinzelte trauen sich in zivil in die Stadtparkhalle. Schon ziehen die Narren zum Narrhallamarsch ein – und der Saal tobt: Bereits da zeigen sich sowohl die Aktiven als auch die Besucher der „Brettener Bütt“ in Höchstform. Bestens gelaunt, erobern Elferrat und Gardemädels die Bühne, beständig angefeuert von den rund 400 närrischen Gästen. Bereits zum 45. Mal bewiesen die Jecken am Wochenende, dass Bretten mehr kann als nur Mittelalter: Mit flatternden Röcken, flotten Sprüchen – gern auch mal unter die Gürtellinie, Schunkelliedern und den obligatorischen Beeeeekannnntmachungen“ war die Bütt auch in diesem Jahr ein voller Erfolg.

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Zentrales Thema ist das Stadtjubiläum. So studiert Elferratspräsident Bernd Neuschl als bayrisches Original „Nudelhuber“ mit den Besuchern seine „selbst komponierte Hymne auf Bretten“ ein – die sich allerdings mehr oder weniger auf ein „Hujujui“ beschränkt. In einem Rundumschlag zieht er Donald Trump, Ursula von der Leyen und die AfD durch den Kakao, und auch vor der Lokalpolitik macht er nicht Halt: Als Maßnahme gegen das Sterben in der Innenstadt präsentiert Neuschl den Vorschlag aus dem Gemeinderat, „eine Toilette als Frequenzbringer auf dem Marktplatz“ zu installieren.

Richtiggehend ins Schwitzen aber bringen erst Anette Giesche und Katja Veit die örtlichen Politiker: Für die „Brettener Jubiläums-Mix-Garde“ suchen sie Talente und fischen dafür den
Landtagsabgeordneten Joachim Kößler, Oberbürgermeister Martin Wolff, Bürgermeister Michael Nöltner sowie einige Stadträte aus dem Publikum. Die Gardemädchen zeigen, wie es richtig geht, danach sind die Herren an der Reihe. Angestrengt starren diese auf ihre Füße, der Beinschwung ist verkrampft und auch mit dem „Lächle“ hapert es noch – vom Publikum werden die Männer dennoch mit tosendem Beifall verabschiedet. Der Platz auf der Bühne ist schnell wieder gefüllt: Schwungvoll läuten die Hofsänger mit ihrem Solisten Benjamin Leicht die Stimmungsrunde ein; unterdessen schleppen Gardemädels unentwegt Zuschauer aufs Podest. Bald versammelt sich dort ein bunter Mix aus Marienkäfern, Cowboys und Lederhosen – und sogar Dirigent Andreas Frank singt und tanzt beim Dirigieren der Stadtkapelle begeistert mit.

Wie professionelles Tanzen geht, präsentieren die Funkenmariechen Elisa Schnorr und Angelina Cosi Montes, die scheinbar mühelos über die Bühne wirbeln, vom Rad in die Brücke kommen
oder im Spagatsprung durch die Luft fliegen. Auch von den „Lausemädels“ gibt es eine flotte Tanzeinlage: Singend und tanzend präsentieren Antonia Giesche und Sarah Knötig „ein Liedle
für Bretten zum Geburtstag“, tatkräftig unterstützt vom kräftigen Applaus.

Als echte Stimmungskanone erweist sich Hansi Klees, der „Dummschwätzer vom Stadtpark“: Staubtrocken lässt er sich über die alternde Gesellschaft aus - und während sich der Saal biegt vor Lachen, verzieht der Redner keine Miene. Selbstironisch lästert er über seine beginnende Glatze und präsentiert zudem schon jetzt die Schlagzeile in den BNN in 20 Jahren: „Bürgerinitiative fordert Rollator-Stellplatze auf Spargassen-Parkplatz.“ Weitere Vorschläge zur Stadtgestaltung kommen von Pfarrer Harald Maiba: Für die Belebung der Innenstadt
fordert er „einen See zwischen City und Laurentius“.

Nicht fehlen dürfen die „Beeeeannnntmachungen“ von Ortsbüttel Günther Wolf: Der erinnert an die Stellschwierigkeiten der Bürgerwehr für Thomas Rebels Wimmelbild. Für dieses Bild bekommt der BNN-Fotograf von Neuschl einen Orden – freilich jedoch nicht, ohne zuvor sein Fett wegzukriegen: So zieht der Präsident über die sichtbaren Satellitenschüsseln auf dem Mittelalterfoto her und schlussfolgert, in Bretten habe es 1504 bereits RTL gegeben. Weitere
Schläge gegen Männer kommen vonseiten der Selfmade-Ladys Frieda, Erna und Bawett (Daniela Mößner, Sabine Müller und Anette Giesche): In rosa Latzhosen ziehen die fröhlich über ihre Gatten her. Dass Männer jedoch durchaus etwas draufhaben, zeigt dann das Elferrats-Ballett: In Lederkleidchen, mit wilder Kriegsbemalung und schwarzen Locken veranstalten die Herren
eine afrikanische Opfer-Zeremonie. Zum krönenden Abschluss kommt auch noch Ehrenpräsident Fredy Ersch zu einem Auftritt: Ersch schnappt sich das Mikrofon und gibt sein „In Bredde,
do ischs schee“ zum Besten. Und ob im Sitzen oder Stehen, die Brettener haken sich unter, schunkeln und singen eifrig mit. Und dann wieder ein dreifach donnerndes „Bredde wau wau“!

Mit freundlicher Genehmigung der BNN

Text und Fotos: Catrin Dederichs

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